Lebensgefühl Rockmusik HH aus EE
                                      Ich bin der  RockRentner im Harz
          und berichte hier von meinen Wanderungen, Begegnungen und Erlebnissen (nicht nur) im Harz.
Hansi Biebl Band – filigraner Blues als Trio                                                                  17.06.1981 Wenn man mich fragen würde, welche Gitarrenzauberer der letzten 40 Jahre aus heimischen Gefilden mir am meisten imponiert hätten, dann würden mir schnell einige Namen einfallen. Doch letztlich kenne ich gar nicht so viele aus eigenem Erleben, denen man ruhigen Gewissens eine nachhaltige Wirkung auf die Szene hierzulande bescheinigen kann. Technische Meisterschaft, flinke Finger oder gar irgendwelche Finessen spielen dabei weniger eine bedeutende Rolle für mich, sondern eher der Charakter dessen, was so mancher mit Inspiration und viel Einfallsreichtum bleibend geschaffen hat. Gleich ob nun auf Platte, auf der Bühne oder beides. Die Möglichkeiten waren nicht so vielfältig. Nur wenige Gitarristen sind mir aus meiner Jugendtanz-Zeit bleibend in Erinnerung geblieben. Die beiden ehemaligen Renft-Klampfer Jürgen Matkowitz und Cäsar sind zwei von ihnen. Für mich zählen auch Jürgen Kerth und Christoph Theusner dazu. Doch noch ein weiterer fiel mir damals schon auf. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie er mit den Berolina Singers „Everybody Need Somebody To Love“ in der Version der Rolling Stones spielte. Hansi Biebl hatte ich auch schon mit den Music Stromers erlebt und später auch einmal mit der Modern Soul Band. Lang, lang ist das nun schon her. Irgendwie war dieser Biebl nie an eine bestimmte Band fixiert, schien wie ein Ruheloser von einem Projekt zum nächsten zu wandern. Der eigenwillige Ausnahmegitarrist ähnelte fast einem rastlos Suchenden, einem, der ähnlich wie CÄSAR, eigentlich „nur“ Musik machen wollte und darin seine Bestimmung sah. All den andere Rummel sowie das stumpfe Eingreifen „von oben“ schienen ihn nur zu nerven. Verständlicher Weise, so mein sehr individueller Eindruck. Im Augustheft des Magazins von 1975 - das mit dem sozialistischen Nackedei - fand ich damals einen Artikel über ihn und dachte, jetzt hat er mit der Hansi Biebl Blues Band, gegründet schon ein Jahr zuvor, seine eigene Baustelle gefunden. Er wird Konzerte geben und AMIGA trotzt sich eine Platte mit ihm ab. Als dann tatsächlich eine Platte aufgenommen war, machten zwei seiner Bandkollegen einen Bootsausflug über die Ostsee in Richtung Dänemark. Es war ein Abenteuer und ein Ausflug der etwas anderen und auch offiziell unerwünschten Art. Den Rest kann sich jeder, der die „Spielregeln“ von damals noch kennt, lebhaft ausmalen. Aus die Maus! Hansi Biebl schaffte es dennoch, wie in den Jahren davor auch, sich wieder mit neuen Musikern zu umgeben und mit ihnen dann endlich auch 1979 im zweiten Anlauf die erste eigene LP einzuspielen und zu veröffentlichen. Die Platte, schlicht „Hansi Biebl Band“ betitelt, ist wie aus einer „einzigen Idee gegossen“ und folgt damit beinahe dem Konzept der vorher eingespielten und unveröffentlichten Scheibe. Doch das wird sich erst fast 30 Jahre später herausstellen, als „ Savannah“, einem Zufall sei Dank, dann doch noch auf Vinyl erscheint. Doch das ist eine völlig andere und vor allem erstaunlich seltene Geschichte. Biebl stellte seine Band nach der LP-Veröffentlichung wieder einmal um. Mit Herbert Junck hinter dem Schlagzeug, der später bei Silly Furore machen sollte, und Christian Liebig am Bass, der es sich heute gemütlich bei KARAT eingerichtet hat, fand er dafür zwei adäquate exzellente Mitstreiter. Diese neue Biebl Band stand bei uns im Juni 1981 auf der Bühne des Kulturhauses Plessa für unsere Konzertreihe ROCK-MIX. Wer dieses oder andere Konzerte damals miterlebt hatte, sah und hörte einen eher stillen und in sich gekehrten Blues- Mann, der sich vornehmlich über sein einzigartiges Gitarrenspiel ausdrückte. Biebl kreierte mit seinem Instrument keinen vordergründigen Blues, wie man ihn etwa von Diestelmann kannte, sondern einen Stil, der, ähnlich wie bei Jürgen Kerth, keine fest gefügten Formen oder starren Grenzen kannte. Auf seinem Brett entstanden Klangbilder und Mixturen aus Swing-, Salsa-, Latin- und Rock-Elementen, aus Blues- und Jazz-Nuancen, die noch heute so manchen Gitarristen hierzulande nachdenklich stimmen könnten. Diese stilistische Bandbreite klang und groovte im Spiel von Biebl mit. Der Mann mit der Gitarre hatte auch eine ganz eigene Art, seine Songs zu singen. Das war keine raue „typische“ Stimme, die man von einem Blues-Sänger erwartet hätte, eher ungewohnt schlicht und klar im Ausdruck und wenn er dann zum Mikrofon trat, dann wollte er auch etwas mitteilen, was ihm wichtig schien. So wie es dem Blues eigen ist. Ich bin mir sicher, dass „Es gibt Momente“ ein solches Lied ist, das ich beim heutigen Hören ganz anders verstehe, als damals im Konzert, da ich viele Momente seines Musikerseins, in denen „sich die Weichen von allein stellen“, noch gar nicht kannte. Die Funk’n’Blues Nummer „Cuba Libre“ war wohl zur damaligen Zeit so etwas wie sein musikalisches Markenzeichen, eine Art zu musizieren, die ihn einmalig machte. Da spielt einer sehr melodiös und rhythmisch abwechslungsreich unterschiedliche Themen, die erst nach und nach (s)einer Grundidee folgen und sich schließlich steigern bis die rasanten Gitarrenläufe ihren Höhepunkt erreicht haben. Das alles empfand ich live als sehr gefühlvoll gespielt, aber dennoch nicht unbedingt jedem Ohr gefällig. Hansi Biebl war so völlig anders und eigentlich nur er selbst. Seine Gitarre sang auf der Bühne den „Bolero“, während er mit seinem Instrument ganz allein am Rand stehend, die Augen geschlossen, seine Finger die Töne erzeugen ließ. Keine Posen, nichts war einstudiert und keine oberflächlichen Fingerexzesse zwischen den Bünden – nur Musik. Das war für mich wie gemeinsames Eintauchen, beinahe unwirklich. Unterstützt wurde dieser Eindruck durch die Rhythmusgruppe Junck und Liebig, die dezent, abwechslungsreich und nuanciert im Hintergrund agierte und auf ihn reagierte. Herbert Junck, auf einer Kiste hinter dem Schlagzeug sitzend, und Christian Liebig, am rechten Bühnenrand im Bass-Spiel versunken, gaben sie dem Gitarristen das Fundament, die Melodien und Chorus den Saiten zu entlocken, sie manchmal zu variieren und mit ihnen zu spielen. Was mich in den 1960ern schon fasziniert hatte, wird an diesem Abend auch wieder deutlich. Hansi kommt ohne vordergründige technische Effekte aus, er formt die Töne zwischen den Bünden, dreht höchstens mal ein wenig an den Knöpfen der Gitarre. In Zeiten wachsenden technischen Aufwands steuerte er auf der Bühne dem Trend entgegen, suchte im Blues und mit dem puren Klang seiness Instrumentes eher die raffinierte Schlichtheit. Dazu gehörte neben dem großen technischen Können sicher auch der Mut, live so zu agieren. Das hatte er schon mit Franz Bartzsch als Partner mit 4PS versucht und dann mit eigenen Projekten umgesetzt. Ob er erreichte, was er wollte, wird er wohl nur selbst sagen können. Für mich ist Hansi Biebl immer einer gewesen, dem die Musik „einfach Spaß machen“ sollte und der dieses Gefühl der Freude und Harmonie auch live auf seine Fans übertragen konnte.  Das alles ist jetzt beinahe 35 Jahre her. Nach dem Konzert habe ich mir von ihm das Cover der ersten LP signieren lassen. Auch auf einem Poster von damals hat er sich verewigt. Heute wünschte ich mir manchmal, dieser lang aufgeschossene Typ möge sich vielleicht noch einmal seine Gitarre umhängen. Nicht um all den anderen Gitarristen zu zeigen, wie groß Unterschiede sein können, sondern einfach für uns, seine Fans, die wir auf diesen Tag hoffen. Dass er selbst das gleiche möchte, darf inzwischen allerdings bezweifelt werden und ich denke, er wird berechtigte Gründe haben, kein „Ostrocker“ mit Blick zurück sein zu wollen. Auf die Kommentare der Medien, die dann kämen, wird er auch verzichten können. Also erinnert sich einer wie ich daran, wie es damals war und was andere verpasst haben. Ich jedenfalls bin unheimlich glücklich, jene Jahre miterlebt zu haben.